Niederung
Landwirtschaft mit der Natur – geht das?
Die Wümmeniederung ist ein weiter, naturnaher Talraum mit einer Länge von 118 km. Sie begleitet die Wümme von der Lüneburger Heide bis zur Lesum. Hier fließt die Wümme mit der Hamme zusammen und mündet als Lesum nach weiteren zehn km Länge in die Weser. Das beidseitig durch Sanddünen begleitete Tal ist in großen Teilen im Besitz des Landes Niedersachsen und wird teilweise von ortsansässigen Landwirten unter strengen Nutzungsauflagen bewirtschaftet.
Für die eingeschränkte Nutzung erhalten die Landwirte eine Entschädigung. Der Beweidungs- und Mahdzeitpunkt ist spät, die Düngung erfolgt in der Regel durch Weidetiere und Überflutung. Stellenweise sind Brachen neben Feuchtwiesen und Feuchtgebüsche sowie –wälder vorhanden, die den Lebensraum charakterisieren. Eine hohe Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren – hier besonders die Wiesenbrüter – zeichnet die Niederung aus.
Insekten spielen eine zentrale Rolle als Nahrungsgrundlage für die Vogelwelt – teilweise ist die Wümme Vogelrastgebiet von internationaler Bedeutung. Somit dient der Wildbienenschutz auch und besonders der Erhaltung und Entwicklung des faunistischen
Lebensraumes. In den Frühjahrs- bis Herbstmonaten bildet sich je nach Jahreszeit ein buntes, abwechslungsreiches Blütenmeer.
Entsprechend tummeln sich Wildbienen hier gern.
Struktur- & Blütenvielfalt am Rand der Feuchtgebiete
Wildbienen müssen ihre Nester in trockenen Strukturen angelegen. Das sind vor allem nicht auf dem Boden liegendes Totholz, dazu zählen auch klassische Eichen-Zaunpfähle, Stängel oder erhöhte Bodenbereiche. Sehr wichtig sind morsche Holzreste (vor allem Weiden) aus Weichholzauen. Eine Besonderheit stellen die spezialisierten Bewohner alter Schilfhalme bzw. Schilfgallen dar. Die von Fliegen gebildeten Gallen werden nach deren Auszug zum Beispiel gerne von der Schilfgallen-Maskenbiene bezogen. Die meisten Wildbienen sind natürlich an den reichen Blütenbeständen der Hochstaudenfluren, Streu- und Feuchtwiesen sowie Heckenränder oder Dämmen zu beobachten. Hier fliegen sehr viele Tiere aus der Umgebung ein, die dort vor allem im Hoch- und Spätsommer kaum noch Nahrung finden.
Unbedingt erhaltenswert: unscheinbare Kleinstrukturen und ein reiches Blütenangebot bis in den Spätsommer.
Welche Arten kommen vor?
Stängel- oder Gallenbewohner sind vor allem mehrere Maskenbienenarten und kleine, unscheinbare Grabwespenarten. Dazu kommen einzelne totholzbewohnende Blattschneider- und Mauerbienenarten. Weitere typische Vertreter sind diverse Hummelarten, Pelzbienen, einzelne Sandbienenarten und die an Gilbweiderich fliegenden Schenkelbienen. Eine sehr seltene, aber charakteristische Bewohnerin ist die Blutweiderich-Sägehornbiene (Melitta nigricans), die im Hochsommer ausschließlich an
Blutweiderich Pollen sammelt und im Boden nistet.
Fachtexte erstellt und Copyright von Dipl. Biol. Rolf Witt, Umwelt- & Medienbüro Witt, www.umbw.de
Texte der Stadt Rotenburg erstellt von Dipl. Biol. Elisabeth Quentin