Geistereiche
Etwas für Gespenster
Die Geistereiche steht in der Ahe, einem großen Laubmischwald am westlichen Rand von Rotenburg (Wümme). Sie ist seit 1938 als Naturdenkmal mit der Nummer ND ROW 002 ausgewiesen. Hans Joachim Fröhlich beschreibt die Eiche in Wege zu alten Bäumen: „hohler, offener Stamm, der einen geschwungenen Ast trägt. Eine groteske Erscheinung.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der monumentale Stamm ist hohl. Mehrere Öffnungen sind durch das Ausbrechen ehemaliger Äste entstanden. Die Angaben zum Alter schwanken zwischen 300 bis 800 Jahre.
Totholz lebt
Besonders alte Eichen mit abgestorbenen Starkästen sind ein willkommenes Paradies für sehr unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten (Pilze und Flechten). Allein in Hohlräumen, durch Sturm oder Beschädigung entstanden, finden Spechte Platz. Dieser wird gleichzeitig oder später von Fledermäusen bewohnt. Der entstehende Mulm aus Fledermauskot wird von Insekten aufgearbeitet. Wildbienen nutzen bevorzugt verlassene Käferbohrlöcher als „Nachmieter“. So bilden sie zusammen eine vielseitige „Wohngemeinschaft“ ohne Leerstand.
Charakteristische Bewohner von kleineren Hohlräumen sind Baumhummeln. Große Baumhöhlen werden sehr gerne von den friedfertigen und auch nachtaktiven Hornissen besiedelt. Dies ist auch der natürliche Standort der ehemals in Deutschland vorkommenden ursprünglichen Honigbienenunterart. Hervorzuheben ist Totholz hoch oben in Baumkronen. Dieser wenig untersuchte Lebensraum beherbergt einige selten beobachtete Wespen- und Bienenarten.
Wer einmal das Glück hatte, der summenden Geräuschkulisse von Honigbienen-, Baumhummel- oder Hornissenstaaten zu lauschen, kann sich gut vorstellen, wie in früheren Zeiten an „Geister“ im Baum gedacht wurde.
Tolerieren Sie große, alte Bäume mit hohem Totholzanteil.
Welche Arten kommen vor?
Hohle Bäume oder Großhöhlen ziehen schwärmende Honigbienen magisch an. Vereinzelt kommt es vor, dass Honigbienenvölker an solchen Standorten viele Jahre überleben können, wenn eine Duldung möglich ist. Neben Baumhummeln, Hornissen und weiteren Faltenwespenarten kommen auch solitäre Mauerbienen, Blattschneiderbienen, Scherenbienen, Löcherbienen oder Maskenbienen vor.
In grober Rinde oder Holzspalten können gelegentlich selbst Wollbienen oder Wegwespen ihre Nestbauten anlegen. Typisch sind viele extrem kleine Grabwespenarten von 2–3 mm Länge, die kleinste Löcher besiedeln.
Fachtexte erstellt und Copyright von Dipl. Biol. Rolf Witt, Umwelt- & Medienbüro Witt, www.umbw.de
Texte der Stadt Rotenburg erstellt von Dipl. Biol. Elisabeth Quentin